Lübeck

18.09.2020

 

Abschied

 

Heute Nachmittag heißt es auch für mich, Helgoland zu verlassen. Zweifellos ein spannender, ein abwechslungsreicher, ein geschichtsträchtiger Platz. Und ein Platz mit ungewöhnlichen Regeln. So darf – außer von Schülern zur und von der Schule und von Rettungskräften – nicht mit dem Rad gefahren werden.

 

Wenn man schon früh kurz vor 7 Uhr auf die Toilette muss, ist es doch toll, so einen Ausblick zu haben!

 

 

Nachfahr von Piraten und Schmugglern

 

Als ich das gerade auf einem Hinweisschild lese, bleibt ein etwa 80-jähriger gut aufgelegter Mann neben mir stehen und meint „Hart, wat?“ Ich schaue ihn an und vor allem das Fahrrad unter seinem Allerwertesten. „Ja, echt hart, so oft sitzen geblieben zu sein.“ Erst schaut er mich verdutzt an, bevor er in schallendes Gelächter fällt. „Der war gut! Aber was soll ich machen, meine Vorfahren waren Piraten und Schmuggler. Bisschen was Verbotenes muss ich ja auch machen. Wo bleibt sonst der Spaß?“

 

 

Eine Inselfamilie: Die Rickmers

 

Ob es in der Familie Rickmers auch Piraten gab, weiß ich nicht, auf jeden Fall Schmuggler, Bootsbauer, Reeder und Hoteliers. Erstmals auf der Reise begegnet ist mir der Name in Hamburg in Form des Windjammers „Rickmer Rickmers“, dem Wahrzeichen Hamburgs.

 

Bereits im Jahre 1514 zahlte Ryckmer Peter Rickmers auf Helgoland Fischerei-Steuern. 1834 wurde die Rickmers Werft gegründet. 1842 kam die Reederei dazu. 1889 vollzogen der Segelmacher Peter M. und seine Frau Ti den Wandel von der Seefahrt und gründeten das Handelshaus Rickmers. Später kamen Hotels dazu. Geschäftstüchtiger Familienclan!

 

 

Wunderschöner exotischer Garten

 

Vielleicht ist es darauf zurückzuführen, dass es beim Hotel Insulaner viel Platz gibt für einen großen Garten - extrem ungewöhnlich auf Helgoland - der vom Unterland bis hoch ins Oberland geht. Ein Garten mit – wie ich erst heute feststelle – etlichen Strandkörben, Sitzgelegenheiten, Liegen, aber auch einer Kunstausstellung in einem Stollen aus dem Krieg. Der Garten: Ein schöner Ort, um den Aufenthalt auf Helgoland zu beenden. Außerdem beschließe ich, noch mal im Meer baden zu gehen, so schön warm, wie es draußen ist.

 

 

Gestern Abend hatte ich in verschiedenen Schaufenstern die angebotenen Whiskyflaschen mit Preis fotografiert, um die mehrwertsteuerfreien Preise in Helgoland mit Angeboten im Internet zu vergleichen. Also die 10 Sorten, die ich gecheckt habe, waren auf Helgoland allesamt teurer. Zufall, oder nicht?

 

 

Zurück nach Büsum

 

Um 16 Uhr fährt die MS Funny Girl zurück nach Büsum. Ich musste mit zwei verschiedenen Schiffen fahren, habe keine anderen Tickets bekommen. Einziger Haken: Die legen in Büsum in verschiedenen Hafenbecken an. Da heißt es, einen guten Kilometer zum Auto laufen.

 

 

Auf nach Lübeck

 

Das wird heute und morgen ein wenig stressig. Aber so ist das halt, wenn man einerseits Zeit auf Helgoland verbringen, andererseits eine Freundin besuchen will, die es für ein Jahr von Bonn nach Berlin verschlagen hat (und die leider - zumindest aus meiner Sicht -  am ersten Reisewochenende in Oberfranken ist und am letzten Wochenende in Bonn). Da heißt es: Geografische Perspektive wechseln und ab von Büsum nach Berlin.

 

 

Nehmen die Baustellen denn gar kein Ende?

 

Unterwegs übernachte ich in Lübeck. Da warten wieder Hundertschaften von Baustellen auf mich, meine Navi-Anzeige ist rot gespickt von Baustellenwarnungen und Straßensperrungen. Alle paar Minuten bekomme ich Alternativrouten vorgeschlagen.
 

Die letzte Baustelle: 50 Meter vor dem Hotel. Das wäre mal Kundenservice, seine Gäste darauf hinzuweisen, versehen mit einem Tipp, wie man zum Hotel kommen soll. Also fahre ich weiter in eine Straße, die auf beiden Seiten mit Gittern abgesperrt ist. „In 50 Metern rechts abbiegen“ meint mein Navi. Und schon habe ich die Abzweigung verpasst. Das enge Teil da, das ist doch nicht Euer Ernst?

 

10 Minuten und eine Ehrenrunde später biege ich dann an gleicher Stelle im Schritttempo ab. Millimeterarbeit. Da war offenbar vorher jemand hängen geblieben, was zu einer weiteren Fahrbahnverengung geführt hat.

 

Alle Straßen sind auf beiden Seiten so zugeparkt, dass keine zwei Autos aneinander vorbeikommen, einer muss da jeweils zurückstoßen. Das dauert. Dann komme ich an eine Kreuzung, 200 Meter links ist das Hotel. Aber: Einbahnstraße! Also biege ich rechts ab. Eine weitere Ehrenrunde später komme ich wieder her und finde vor der Kreuzung eine Parkplatzlücke. Im Hotel erfahre ich, dass das Schild jeden irritiert. Auch wenn alle falsch rum parken, links von der Kreuzung ist keine Einbahnstraße…
 

Das Auto ins Parkhaus gefahren, in einer netten Kneipe, die um 21:30 Uhr noch warme Küche hat, Pizza und Salat gegessen und dann noch etwas die Stadt angeschaut.

 

 

Sightseeing „American Style“

 

Viel Zeit für Lübeck bleibt da wirklich nicht. Gut, dass mein Hotel keine 200 Meter vom Holstentor entfernt liegt. Das, was ich sehe, enttäuscht mich etwas. Das liegt in erster Linie daran, dass ich zwar an vielen schönen Gebäuden vorbeikomme, die aber fast immer von 50er-Jahre-Bauten flankiert werden. Besonders enttäuscht war ich vom Holstentor, das zu einer Art „Verkehrsinsel“ verkommt. Schade.

 

Vielleicht tue ich der Stadt ja etwas unrecht. Muss noch mal herkommen, mit spürbar mehr Zeit im Gepäck.
 

Richtig gefährlich ist es dort auch noch. Nein, man wird weder ausgeraubt noch niedergeschlagen, läuft aber allerhöchste Gefahr von einem der vielen unbeleuchteten High Speed-E-Bikes auf dem Gehweg über den Haufen gefahren zu werden.

 

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Tag 10: Von Lübeck nach Berlin

 

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