Voskopoja

Freitag. 12.05.23

Voskopoja: Früheres Hideaway der Stalinisten

 

Eine Serpentine nach der anderen geht es vom 890 Meter hoch gelegenen Korça nach oben. Man kann sich kaum vorstellen, dass Voskopoja, dieses kleine Dorf, einmal eines der wichtigsten Handelszentren Albaniens war. Die 2.200 Seelen-Gemeinde hatte um 1760 tatsächlich einmal über 20.000, vielleicht auch 50.000 Einwohner (so genau weiß das keiner), mit wohl 26 Kirchen. Grundlage für diese Bedeutung war der wirtschaftliche Erfolg aromunischer Kaufleute, die damals den Fernhandel auf dem Balkan dominierten. Um 1720 entstand hier eine der ersten Druckereien des Balkan. Der Ort ließ sich gut verteidigen und bot somit Sicherheit, was ebenso wie eine Anzahl guter Wasserquellen seinen Aufstieg begünstigte.

 

Dem machten aber die Osmanen mit ihrer Armee ein schnelles Ende. Vielleicht waren es auch Diebesbanden - die Quellen sind sich da nicht so ganz einig.

 

 

Wir lassen das Dorf hinter uns und fahren die Straße noch ein ganzes Stück weiter nach oben. Dort liegt auf 1270 Metern Höhe unser Hotel Akademia, bereits zu Zeiten des stalinistischen Regimes erbaut für die Bonzen der damaligen Zeit. Ansehnliche Steinbauten mit einem angenehmen Lokal und einem tollen Ballsaal. Heute werden dort oben gerne Hochzeiten gefeiert.

 

 

Die Zimmer: Na ja, was soll ich dazu sagen? Spektakulär vor allem das Bad: Die Dusche ist nicht getrennt zum Rest des Badezimmers. Ich kann hier zeitgleich ein großes Geschäft verrichten und dabei duschen. Das Toilettenpapier findet man nicht in einem Spender irgendwo neben der Toilette, sondern dieses hängt hoch oben in einem Plastikbeutel. Ach ja, die Fugen der Bodenfliesen sind knallgrün. Du hast eine Idee, woran das liegen könne? Ja, genau! Dafür liegen aber mehrere Badelatschen bereit, die man vor dem Betreten des Bades tunlichst anziehen sollte. Aber das Zimmer ist ruhig und sauber, vor allem das Bett ist groß.

 

 

Kurz unterhalb des Dorfes hatte ich aus dem Bus heraus schneebedeckte Berge gesehen. Da das Wetter gerade recht gut ist, will ich die Chance nutzen und einen zweiten, diesmal intensiveren, Blick erhaschen. Auf meine Frage, wo ich diese Berge zu sehen bekomme, kommt die Info: Die Straße rauf, rund eine Viertelstunde und dann immer nach Osten.

 

 

Am Ende der Straße ein Kloster mit abgesperrtem Zugang, das Manastiri I Shen Prodhromit, das ich links liegen lasse. Da sind ein paar Wegweiser, die vage den Berg rauf zeigen. Also laufe ich den Saumpfad hoch, der an vielen Stellen überhaupt nicht mehr zu erkennen ist. Teilweise muss ich unter Büschen durchkrabbeln. Dort komme ich dann glücklicherweise auf die Idee, am Smartphone meinen gpx-Tracker einzuschalten. Weiß der Geier, ob ich den betreffenden Busch auf dem Rückweg wieder finde.

 

 

Dann bin ich oben auf dem Bergrücken und vor mir eröffnet sich ein Breitwandpanorama. Unten im Tal das Dorf, dahinter die „Hügelketten“, die auf 1.600 Meter hochgehen. Und dahinter die bis zu 2.300 Meter hohen majestätischen schneebedeckten Berge der albanischen Alpen.

 

Meinen Busch finde ich wieder, biege aber unterhalb falsch ab und komme nur über knöcheltiefen Schlamm zurück auf die Straße. Zumindest habe ich von hier oben noch einen schönen Blick auf Kloster und Kirche.

 

Sehr schnell finden sich ein paar von uns im wunderschönen Garten zusammen, wie wir ein Korça genießen, bevor es zum Abendessen geht. Es erwartet uns eine Spezialität der Gegend, ein Gebäck, das etwas an eine Pizza erinnert, gefüllt mit Käse, Tomaten oder Kräutern (Lacror ne sac).

 

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© Peter Belina