Phnom Penh 2

01.12.23

Dreigestirn: Pool, Sonnenuntergang & Panorama

Vor mir sehe ich die Sonne, wie sie hinter den Wolkenkratzern untergeht. Linker Hand das Wat Oulanum, eine Vielzahl von Wolkenkratzern, den Tonle Sap River (einer der Mekong-Arme) und die riesige, beleuchtete Brücke über den Fluss und rechts Angkor Wat.

 

Nein, nicht der weltberühmte Tempelkomplex, sondern das einheimische Bier.

 

 

Ich sitze im Pool, oder besser gesagt an der Poolbar. Gerade einmal knietief, aber mit Sitzgelegenheiten und angenehm warm temperiert. Bier und Pool hatte ich mir nach dem intensiven Tag wahrlich verdient. Der Pool gestern im Garten war zwar auch toll, das hier oben ist aber eine andere Liga!

 

 

Unabhängigkeitsdenkmal

Gleich am Morgen waren wir beim Unabhängigkeitsdenkmal. Bis 1953 war Kambodscha eine französische Kolonie, 1958 wurde das Denkmal errichtet.

 

 

Also Leute, Kambodscha ist längst keine Kolonie mehr!

Danach geht es gleich weiter zu den Highlights des heutigen Tages: den königlichen Palast und die benachbarte silberne Pagode. Hier wurde sehr deutlich, dass Kambodscha mal französische Kolonie war (Imperfekt!) und dass das (Präsens!) in Frankreich noch nicht überall angekommen ist. Die französische Reisegruppe trat auf wie die Herrenrasse. Ähnliches habe ich auch in ehemaligen englischen Kolonien in Afrika beobachtet. Kann sein, dass ein solches Verhalten auch von Deutschen in ehemaligen deutschen Kolonien angeprangert werden muss. In Tansania (Deutsch-Ostafrika) zumindest ist mir Vergleichbares nicht aufgefallen.

 

 

Früher wurden die Königspaläste aus Holz errichtet, so stammt der aktuelle Palast aus dem Jahr 1860. Kambodscha ist bis heute eine konstitutionelle Monarchie, der Palast wird bis heute für Repräsentationszwecke verwendet, etwa für Staatsempfänge.

 

Der König wohnt weiter hinten, hinzu kommt eine Vielzahl weiterer Gebäude. Alle mit unglaublich viel Gold verziert. Auch die Silberpagode. Die heißt so, weil der Boden komplett aus Silberplatten besteht. Die sind aber heute mit Teppichen belegt - bei der Zahl an Touristen wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sich das Silber verdünnisiert hätte.

 

 

Königliches Wasser

Absolut beeindruckendes Areal! Ach ja, bleibt noch das königliche Wasser. Beim Verlassen des Palastes drückt einem der König jeden Besucher eine Flasche seines Wassers in die Hand. Obwohl, wenn ich genau darüber nachdenke, ich glaube, das war gar nicht der König. Eine nette Geste war es trotzdem.

 

Nach einem Mittagessen in einem typischen Touristenlokal (wir haben Yim, unserem erstklassigen Guide für Kambodscha klar gemacht, dass er unsere Mägen künftig gerne mehr fordern darf), besuchen wir S21, das berüchtigte Gefängnis der Roten Khmer.

 

 

Pol Pot und seine Roten Khmer

Das Museum zeigt am Beispiel dieser ehemaligen Schule, die zu einem Gefangenenlager umfunktioniert wurde, die bestialische Brutalität der Roten Khmer. Von den mindestens 8.000 Insassen dort überlebten nur sieben. Sieben! Von denen leben heute noch zwei, die beide noch jeden Tag vor Ort sind. Ich finde das einerseits wichtig, damit sie der kambodschanischen Jugend die Gefahren eines solchen Regimes klar machen. Andererseits hatte ich vor allem bei dem ehemaligen Maler den Eindruck, dass er nur noch bedingt Herr seiner Sinne ist.

 

Die Roten Khmer

Während der Kolonialherrschaft konzentrierte sich der Wohlstand bei städtischen Kaufleuten, zum größten Teil zugewanderte Vietnamesen und Chinesen, die Verwaltung war fest in der Hand von Vietnamesen. Es lief also bereits vor der Machtübernahme von Pol Pot einiges falsch in Kambodscha.

 

Man schätzt, dass unter Pol Pot rund 1,6 bis 2,2 Millionen Menschen starben, entweder weil sie umgebracht wurden, oder weil sie verhungert sind, v.a., weil ein Großteil der Reisernte nach China exportiert wurde. Das würde bedeuten, dass jeder vierte Kambodschaner zwischen 1975 bis 1979 durch das damalige Regime den Tod fand.

 

Die Bewohner der Städte wurden auf das Land deportiert (Zwangsarbeit). Familienstrukturen wurden zerschlagen und nahezu jeder Aspekt des Lebens wurde durch die Kommunistische Partei Kambodschas kontrolliert. China war der wichtigste internationale Schutzpatron der Roten Khmer.

 

Im S21 gab es verschiedene Arten von Kerkern. Vergleichsweise “großzügige” für Beamte, von denen die Khmer alles erfahren wollten, was sie über andere Personen wussten. Hatten die Khmer den Eindruck, die betreffende Person verschweigt etwas, würde sie gefoltert. Hatten sie den Eindruck, alles von Relevanz erfahren zu haben, wurde die Person umgebracht.

 

Das inhaftierte gemeine Volk musste tagelang Seite an Seite stehen. Jeder, der sich bewegt hat, wurde “bestraft”. Nach dem Essen (eine Handvoll Reis) wurden alle gefragt, ob das Essen ausreichend war. Wer sich gemeldet hat, dass das Essen nicht ausreicht, wurde nie wieder gesehen.

 

Ein hartes Stück Sightseeing. Aber ein Muss für jeden, der Kambodscha besucht, damit die vielen Tausend Menschen wenigstens nicht völlig umsonst verstorben sind. Selbst auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Die Menschheit hat es in ihrer Zivilisationsgeschichte weit gebracht!!! So wie auch in Armenien.

 

 

Wat Phnom

27 Meter hoch ist der künstliche Hügel mit seinen 300 Metern Durchmesser. Die Stupa ist das höchstgelegene religiöse Bauwerk der Stadt. Die wohlhabende Witwe Daun Chi Penh hatte der Legende nach den Bau im Jahre 1372 veranlasst, nachdem sie fünf Buddha-Statuen in einem Baumstamm am Ufer des Mekong gefunden hatte, der durch eine große Flutwelle flussabwärts gespült wurde.

 

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© Peter Belina