Jerash

Jerash – wo Ben Hur gleich um die Ecke kommt

 

Oben vom Artemis-Tempel hat man das gesamte antike Gerasa im Blick. Was war das für eine mächtige und reiche Stadt! Mit etwas Fantasie hört und sieht man die alten Römer, wie sie im 700 Meter langen Cardo Maximus, der Shopping-Mall von damals einkaufen, in einem der beiden großen Theater einer Tragödie oder einer Komödie lauschen oder im Hippodrom auf „ihr“ Pferd wetten.

 

 

Erste Siedlungsspuren lassen sich bis ins sechste Jahrtausend vor Christi zurückdatieren. Unter Alexander dem Großen gewann die Stadt eine gewisse Bedeutung. Als die Nabatäer ihr Reich nach Norden erweiterten, entwickelte sich Gerasa zu einem wichtigen Zwischenstopp auf der Weihrauchstraße. Weihrauch machte die Stadt auch reich. Unter Kaiser Traian stieg Gerasa schließlich zum kommerziellen Zentrum der Provinz Arabia auf. Mitte des 5. Jahrhunderte würde die Stadt Bischofssitz. 

 

 

Doch ab dem Jahr 614 war es vorbei mit der Herrlichkeit. Erst kamen die Perser, wenige Jahre später die Muslime. 747 besorgte ein schlimmes Erdbeben den Rest, die Stadt – oder was von ihr übrig geblieben war, verfiel in die Bedeutungslosigkeit. Die Stadt wurde regelrecht vergessen. Sandstürme und sintflutartige Regenfälle begruben im Laufe der Jahrhunderte die Stadt unter sich.

 

 

Es dürfte wenige römische Ausgrabungen geben, wo noch so viel erhalten ist und wo man sich auch als Laie noch sehr gut vorstellen kann, wie diese Stadt mal ausgesehen und funktioniert hat. Kaum zu glauben, dass diese Stadt keine Weltkulturerbestätte ist! Hintergrund: An der einen oder anderen Stelle würde wohl etwas zu viel rekonstruiert... Egal! Mir gefällt Jerash so wie es ist!

 

 

Wir haben uns viel Zeit gelassen für Jerash und kommen etwas unter Zeitdruck bei der Besichtigung von Amman. Das Problem: bereits um 16:34 Uhr geht die Sonne unter (dafür ging sie bereits um 6:07 Uhr auf).

 

Amman

 

Großstadtschock Amman

 

In Jerash war außer uns fast niemand. Das ändert sich in Amman mit seinen über vier Millionen Einwohnern (Großraum) schlagartig. Unser Weg führt uns zunächst zur König Husseiny Moschee, einem recht modernen Gebäude. Besonders beeindruckt hat mich dort der unglaublich flauschige und weiche Teppichboden. Wo bekommt man so ein Teil her?

 

 

Jedes Vorurteil, das man einer arabischen Stadt anhängt, bestätigt sich auf dem Weg zur Zitadelle. Man könnte umgekehrt argumentieren, der Verkehr in Mitteleuropa sei überreglementiert. Hier in Amman verzichtet man auf Ampeln und Regeln, der Rest klärt sich von selbst. Irgendwie. Irgendwann. Hier gibt es noch freie Fahrt für freie Bürger. Hier fährt man, wo und wie man will. Man kommt halt nur bis zur Stoßstange des Vordermanns...

 

 

Von der 825 Meter hoch gelegenen Zitadelle haben wir einen fantastischen Blick auf die heutige Stadt. Oben gibt es noch ein paar imposante Relikte aus der Römerzeit mit dem Herkulestempel und der Omayadenzeit mit dem Palast.

 

 

Tief unten im engen Tal das beeindruckende Amphitheater, das sich extrem steil einen der anderen sieben Hügel der historischen Stadt hochzieht.

 

 

Eben hatten wir das Theater noch von oben gesehen, nach einer von Hupkonzerten begleiteten Fahrt standen wir direkt davor. Ich kämpfe mich bis ganz nach oben und werde von einem gigantischen Blick nach unten auf die Bühne, auf die Stadt und die Zitadelle belohnt. Man hat den Eindruck, dass das Theaterstück jeden Moment beginnen könnte und die anderen Römer jeden Moment die Plätze neben mir einnehmen. So vollkommen wirkt die Anlage.

 

 

Im Anschluss schlendern wir noch durch die Souks und kehren in einem Lokal ein, mit guter einheimischer Küche. Hier werden die klassischen Mezze serviert, also eine Vielzahl leckerer Vorspeisen.

 

Eigentlich holt man sich die mit einem Stück Fladenbrot aus der jeweiligen Schüssel raus. Die Lokale haben aber gemerkt, dass die Touris ewig und drei Tage dafür brauchen. Aus gut unterrichteten Kreisen heißt es, eine deutsche Reisegruppe hätte drei Tage gebraucht, um alles rauszufischen. Dass die Tische durch eine Gruppe so lange besetzt werden, kann sich aber kein Lokal leisten.

 

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© Peter Belina