Túcume

 

Um 4:25 Uhr läutet mein Wecker. Emotionslos. Erbarmungslos. Knallhart. Kurz vor 5 Uhr schlängelt sich eine Karawane durch die Fußgängerzone. Unsere Koffer hinterlassen eine interessante Geräuschkulisse. So manch ein Einwohner von Chachapoya wird sich verwundert gefragt haben, ob die Wolkenkrieger von den Bergen runterkommen oder eine Invasion von Außerirdischen erfolgt.

 

Bei jeder Mautstation gibt es Verpflegungsmöglichkeiten

 

Heute verlassen wir die Berge, es geht wieder in die Wüstenebene am Meer. Dort ist es erbarmungslos heiß. Aufgrund der langen Fahrten hatten wir schon öfter mal was im Bus gegessen, meistens war das gerade so genießbar (nicht immer, ich erinnere an das Frühstück auf der Fahrt nach Yalape). Die Spaghetti heute mit Hühnchen und Gemüse sind dagegen richtig lecker.

 

Ich kann auch noch viel merhr transportieren. Ein Haus? Das kriege ich auch hin!
Durch das Tal des Chamaya, der überraschenderweise nicht in den Pazifik entwässert, sondern in den Amazonas und damit in den Atlantik, nähern wir uns Chiclayo

 

Túcume: Thor Heyderdal lässt grüßen

 

Nach langer, laaaaanger Fahrt erreichen wir Túcume. Obwohl von den Spaniern bereits frühzeitig entdeckt, erfolgten erste Ausgrabungen nicht vor 1925/1926. Diese Anlage mit ihren 24 Tempeln wurde letztendlich erst ein paar Jahrzehnte später freigelegt, u. a. von Thor Heyderdal (1988 bis 1993). Von ihm stammt auch das Museum.

 

 

Das Areal besteht aus 26 Adobe-Tempeln, die ältesten davon rund 1000 Jahre alt. Das heißt, sie stammen aus der Chimu-Kultur. Es wurden aber auch Elemente entdeckt, die bereits der Mochica- Kultur zugeordnet werden. Insgesamt dürfte sich die Zahl der Tempel in der Umgebung auf rund 260 (in Zahlen: Zweihundertsechzig!) belaufen.

 

Welterbekandidat "Zeremonielle Zentren und Wälder im Flusstal des Río La Leche"

Tucumé mit dem benachbarten Sican (Achtung: nicht Sipan, dem Ziel von morgen) und der Kulturlandschaft im Flusstal sind seit 2019 in der Tentativliste der UNESCO.

Viele der Tempelhügel (Huacas) werden von Eulen als Quartier genutzt.

 

Die größte der Pyramiden hat einen Grundriss von 700 x 280 Metern. Zum Vergleich: Die Cheops-Pyramide hat einen Grundriss von 230 x 230 Metern.

 

Was das ist? Natürlich ein Tempel. Das sieht man doch!

 

Die ersten Huacas wurden ursprünglich von den Mochica erbaut. Viele der Objekte vor Ort werden der Lambayeque-Kultur zugeordnet, einer Untergruppe der späten Sicán (1000 bis 1350 n. Chr.). Danach übernahmen schließlich die Chimu dieses Gebiet entlang der Küste für rund ein Jahrhundert, bis diese schließlich 1470 von den Inka unterworfen wurden.

 

Mitten in der Wüste wurden die Tempel mit ungebrannten Ziegeln errichtet. Der Klimawandel bedroht heute diese Kulturdenkmäler! Es gibt bisher nur sehr wenige Schutzmaßnahmen.

 

Wir sind also im Zeitalter von Chan Chan und der Mondpyramide von Trujillo. Dort waren die Tempelanlagen allerdings spürbar besser erhalten. Dafür ist Túcume viel größer. Man geht davon aus, dass die Lambayeque hier ein ausgedehntes Zentrum unterhielten.

 

Unten im Bild sieht man noch die Ziegelstruktur. Da gibt es aber noch ein paar Millionen weiterer Ziegel.

 

Experten sind sich aber einig, dass in Túcume noch vieles im Verborgenen schlummert. Aktuell werden allerdings gerade einmal zwei der Tempel wenigstens ansatzweise gegen Umwelteinflüsse gesichert. Viele Ausgrabungen wurden bewusst wieder versiegelt, um die Kulturgüter gegen Verfall zu sichern.

 

 

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Warum Zeitmanagement so wichtig ist

 

Unser lokaler Guide für Chiclayo gehört zu der Kategorie, der sich gerne reden hört. Im Museum erläutert er leider alles, aber auch wirklich alles bis ins allerletzte, aber wirklich allerallerletzte Detail. Dinge, die er bereits erklärt hat, erklärt er auf Anfrage noch einmal. Und nochmal… und nochmal… Und dann telefoniert er auch noch ständig. Setzen, sechs! Der geplante Besuch des Hexenmarktes muss dummerweise auf morgen verschoben werden, wir haben einfach zu viel Zeit verplempert. Na, der morgige Tag kann ja spannend werden. Ich glaube nicht, dass der Flieger auf uns wartet, falls wir mit zwei Stunden Verspätung aufschlagen!

 

 

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© Peter Belina