Cajamarca

 

Nichts für Langschläfer

 

Gleich früh geht es wieder los, hoch in die Berge. 5 Uhr früh aufstehen, ist auf dieser Reise keine Seltenheit. Man muss der Vollständigkeit halber aber auch anmerken, dass 5 Uhr durch den Timelag nicht so früh wirkt, außerdem wird es schon gegen 18 Uhr dunkel.

 

Das Programm ist schon sehr intensiv, ein Höhepunkt jagt den nächsten. Aufgrund der teilweise sehr langen Fahrzeiten und da es einerseits Kumulationspunkte der kulturellen Entwicklung gibt und dazwischen – teils im übertragenen, teils im wortwörtlichen Sinn – nur Wüste, ist es nicht einfach, die Tour etwas zu entflechten.

 

 

Aber zwei Tage mehr, also 21 statt 19 Tage, täten der Reise schon gut. Zeit zum Luft holen, aber auch Zeit, Land und Leute besser kennenzulernen. Da wir unterwegs sind von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten, kommt alles, was dazwischen liegt, leider etwas zu kurz. Und damit auch die Begegnung mit den Menschen vor Ort, was bei einer Fernreise meiner Meinung nach das Salz in der Suppe ausmacht.

 

Unterwegs bin ich übrigens mit Ikarus, wir sind zu acht, fünf Frauen, drei Männer; darunter zwei Pärchen. Altersklasse allesamt Ü50, Nordperu ist aus europäischer Sicht nicht unbedingt ein klassisches Reiseziel für Jungspunde. Gut 4.500 Euro kostet der Spaß, für das Einzelzimmer kommen gut 500 Euro dazu. Den Süden Perus gibt es für die Hälfte.

 

Aber zurück zu unserer Reise: Es geht wieder mal ordentlich nach oben, diesmal auf 3.500 Meter. Ziel ist Cumbemayo. Dort erwartet uns – so lässt es sich am besten beschreiben – die Fränkische Schweiz Perus. Allerdings sind dort die Felsen nicht so gut geputzt ;-)

 

 

Ein über 3.000 Jahre alter Kanal

 

Dort oben erwartet uns aber auch ein neun Kilometer langer Kanal aus der Vorinkazeit, auf rund 850 Metern Länge aus den Felsen gehauen. Wobei der Begriff „Vorinkazeit“ für den Kanal schon extrem vage ist, reden wir doch von einem Zeitraum zwischen 1500 und 1200 v. Chr. Dieses Bauwerk zeigt vor allem, wie fortgeschritten bereits damals die Kenntnisse in Hydraulik und Mathematik waren. Das Gefälle ist stets gleichmäßig gering, an manchen Stellen führt man das Wasser um zwei Ecken, um die Geschwindigkeit zu reduzieren.

 

 

In Cumbemayo erwarten uns außerdem Höhlen mit Zeichnungen im Chavin-Stil. Durch eine dieser Höhlen, eher ein Schlot, und natürlich ohne Zeichnungen, klettere ich zusammen mit unserem Guide. Wow, ganz schön eng hier! Meine Trekkinghose hat eine Tasche für kleine Wasserflaschen. Vielleicht hätte ich die einem meiner Mitreisenden in die Hand drücken sollen. Dann wäre meine Hose nach dem Herausklettern 10 Meter höher auf der anderen Seite des Felsens wahrscheinlich etwas trockener...

 

 

Eine wunderschöne Wanderung mit fantastischen Landschaftspanoramen! Der Begriff „Steinerner Wald“ für Cumbemayo trifft es gut.

 

 

Stadt der Toten

 

Danach geht es noch zu einer Totenstadt der Cajamarca-Kultur, den Ventanilles de Combayo. Hier wurden in „Felsenstädten“ vor rund 1.400 Jahren die Toten begraben.

 

 

Sind uns selbst bei den absoluten Highlights hier im Norden Perus bisher kaum andere Touristen begegnet, haben wir diesen Platz, wie auch gestern in El Brujo, praktisch für uns alleine. Das sollte in den kommenden Tagen auch so bleiben.

 

 

Zurück in Cajamarca

 

Zwischendurch regnet es ab und zu mal, auch wenn die Regenzeit schon mehr oder weniger vorbei ist. So auch am Nachmittag bei unserer Stadtbesichtigung in Cajamarca.

 

Welterbekandidat "Historisches Zentrum von Cajamarca"

Seit 2002 ist das historische Zentrum von Cajamarca auf der "Tentativliste" der UNESCO, nicht zuletzt wegen der Bedeutung der Stadt für das Ende des Inkareiches.

 

Ja, wir sehen hier einen Originalraum aus der Inkazeit, der von einer Glaskuppel geschützt ist. Viel zu sehen gibt es da nicht. Vier Mauern halt, zwei Öffnungen (nur eine Original) und einen Boden. Immerhin, man kann sich gut vor dem Regen unterstellen.

 

Aber, aufgemerkt: Dieser Raum hat eine immense historische Bedeutung. Fand doch hier das Inkareich quasi sein Ende!

 

Das Ende der Inka

 

In Cajamarca steht der Raum, den die Inka komplett mit Gold auffüllen mussten als Lösegeld für ihren Herrscher Atahualpa.  Als es dann so weit war, wurde es den 180 Spaniern dann doch etwas zu heiß, schließlich sind es rund 200 Kilometer bis zur Küste und es standen ihnen 30.000 bewaffnete Inka gegenüber.

 

Also setzen die Konquistadoren bei Atahualpa lieber die Garrotte ein. Kriege waren vor 500 Jahren eben genauso dreckig, wie heute.

 

Die große Zeit der Inka war vorbei. Nicht nur, weil sie durch den Bürgerkrieg und den Tod ihres Herrschers geschwächt waren, sondern auch, weil die Spanier viele Krankheiten mitbrachten, die für Europäer meist einen milden Krankheitsverlauf hatten, für die Inka aber oft tödlich endeten.

 

Im kleinen Museum der Iglesia de Belém
So fand man den Goldschmuck
Und so strahlt er heute wieder im Museum.

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© Peter Belina