Dečani-Kloster

 

Samstag, 20.05.23

KFOR-Soldaten sichern das Dečani-Kloster

 

Auf dem Weg zurück nach Albanien machen wir einen Halt am Dečani-Kloster.

 

Vor dem Kosovo-Konflikt war es ganz normal, dass nicht nur orthodoxe Serben, sondern auch Katholiken und Muslime das Kloster aufsuchten in der Hoffnung auf wundersame Heilung.

 

 

Das muss in einem Paralleluniversum gewesen sein. Hier im Kloster wird deutlich, dass der Balkan-Konflikt noch längst nicht Geschichte ist. Das Kloster wird streng bewacht von KFOR-Soldaten. Wer das serbisch-orthodoxe Kloster im Kosovo besuchen will, muss seinen Reisepass bzw. Personalausweis an der Kontrollstelle deponieren.

 

UPDATE 31.05.23: Dass der Balkan latent immer noch ein Pulverfass ist, haben die vergangenen Tage gezeigt. Proteste im Norden des Kosovo mit Anschlägen militanter Serben auf KFOR-Truppen machen das mehr als deutlich. Leider.

 

 

Im Kosovo-Konflikt gab es 1998/1999 in der Umgebung des Klosters bis zu 100 Tote. Tausende sind geflohen. Während des Krieges hatten im Kloster Serben, Kosovo-Albaner und Roma Zuflucht gefunden. In den vergangenen Jahren war das Kloster mehrfach Ziel albanischer Extremisten, seit Ankunft der KFOR war es viermal Ziel von Mörserangriffen, zuletzt 2007.

 

 

Seit 2004 ist das Kloster Weltkulturerbestätte. Wegen der schwierigen Sicherheitslage steht es allerdings seitdem auch gleichzeitig auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes.

 

 

Ein exzellenter Führer erwartet uns. Heute leben noch 25 Mönche im Kloster, errichtet wurde es zwischen 1328 bis 1335 von den Franziskanern. Im Kloster gibt es einen Sitz, auf dem ausschließlich der serbische König Platz nehmen darf.

 

 

Gotische Fenster und Kreuzgewölbe lassen auf einen starken westlichen Einfluss schließen. Wunderbare und farbenprächtige Fresken erwarten einen im Inneren. Wohin man auch schaut: Die Fresken sind überall. Nirgendwo sonst in Südosteuropa sind Freskomalereien so gut erhalten.

Dečani-Kloster

Das serbisch-orthodoxe Kloster im Kosovo mit seinen Wandmalereien wurde im 14. Jahrhundert für den damaligen serbischen König errichtet,

 

Valbona-Tal: Wunderbar abgelegen

 

Weiter geht es in das liebliche Valbona-Tal, wo sich die Einwohner lange Zeit gegen eine zentral gesteuerte Tourismuspolitik aus Tirana gewehrt haben und stattdessen für einen naturnahen und sanften Tourismus gekämpft haben. Offenbar sind sie gerade dabei, die Schlacht zumindest zum Teil zu verlieren, an etlichen Stellen werden teilweise recht große Hotels "hingeknallt".

 

 

Die Straße geht immer an einem Wildbach entlang, mit kristallklarem, eiskaltem Wetter.

 

 

Unsere geplante Wanderung können wir nicht unternehmen, es liegt einfach zu viel Schnee. Wir machen stattdessen zwei kleinere Wanderungen, eine hoch zu einer Alm, wo eine Bauernfamilie gerade Getreide sät und wo der Bauer und sein Pferd das Feld pflügen und eggen. Auf einer Brücke lassen wir unsere Beine in einem eiskalten Bach baumeln. Das ist kneippen pur!

 

 

Eine zweite Wanderung führt uns am Talende in Richtung eines Wasserfalls. Unterwegs machen wir Halt bei einem kleinen Teehaus. Dort schallt zwar türkisch angehauchte Musik aus den Lautsprechern, es ist aber weit und breit niemand zu sehen.

 

 

Auch hier sät die Familie gerade ihr Korn auf einem Acker 300 bis 400 Meter entfernt. Die Bäuerin entdeckt uns und kommt. Der Bergtee, aus Kräutern der Gegend, ist echt lecker. Ach ja, der hausgemachte Raki auch.

 

Am vernebelten Blick liegt es nicht, dass sich unsere Teilgruppe (mit unserem Guide Ermal) auf dem Rückweg total verfranzt, während wir intensiv in Gespräche vertieft sind. Wir laufen immer die Schotterstraße entlang, die wir mit ein paar faulen Säcken teilen, die sich zum Wasserfall hochfahren lassen. Diese Fahrzeuge haben – im Gegensatz zu uns – keine Probleme damit, die 20 Meter breite Furt zu durchfahren. Wir hätten schon viel früher den Bach verlassen müssen, in Richtung eines Weges oberhalb.

 

 

Also kämpfen wir uns über Saumpfade in Richtung Straße zurück, die uns aber leider stets zu einem anderen Bach oder Bacharm führen, den es zu überqueren gilt. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen, acht bis zehn Durch- oder besser - Überquerungen - werden es geworden sein.

 

 

Wir übernachten in einer kleinen Bungalowanlage mit dem Restaurant als Zentrum. Unser Wirt erwartet uns mit einem leckeren Abendessen, Suppe, Salat und Gemüse, Bratkartoffeln und Fleisch. Ach ja, überraschenderweise hat er auch Raki im Angebot.

 

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© Peter Belina