Angkor Thom

 

Angkor Thom

Am Morgen schwärmen wir mit einer kleinen Flotte von Tuk Tuks aus in Richtung Angkor. Eine tolle Idee. Ist halt was ganz anderes, als mit einem Bus durch die Gegend zu kutschieren. Besonders angenehm empfand ich den Fahrtwind.

 

 

Unser erstes Ziel ist das riesige Areal von Angkor Thom, umgeben von einer großen Stadtmauer. Über fünf Dämme und fünf Tortürme gelangt man in die Stadt. Ab Ende des 12. Jahrhunderts wurde Angkor Thom von König Jayavarman VII. als neue Hauptstadt errichtet.

 

 

Wir betreten die Stadt über das Westtor. Ganz schön was los auf dem Damm. Es genügt aber, ein paar Meter nach links auszuweichen und schon habe ich die Illusion, die Stadt ganz alleine für mich zu haben. Als kleines Dankeschön bekomme ich noch ein schönes Spiegelbild des Stadttores im Wassergraben.

 

 

Die Khmer hatten ihr Reich und ihre Hauptstadt Jayenfranagari durch etliche Wehranlagen gegen die Cham gesichert. Das alles nutzte ihnen nichts, weil die Cham quasi von hinten tief ins Herz des Khmer-Reiches stießen, nämlich über den Mekong.

 

 

Vier Jahre dauerten die Kämpfe, bis es einem jungen Heerführer und Prinzen gelang, die Invasoren zu besiegen. Als Jayavarman VII. bestieg er im Jahr 1181 den Thron. Während seiner dreißigjährigen Herrschaft sollte er sich als einer der bedeutendsten Könige und Baumeister von Angkor erweisen. Interessanterweise war er – anders als seine Vorgänger, die Hinduisten waren – Buddhist.

 

 

Jayavarman VII. gliederte wichtige Bauwerke der historischen Hauptstadt in seine neue Hauptstadt ein. So den Königspalast mit der Tempelpyramide Phimeanakas im Nordwesten. Dieses Ensemble ergänzten er und seine Nachfolger etwa durch die Terrasse der Elefanten.

 

Angkor – größte Stadt der Welt?

 

Im 13. Jahrhundert lebten in Paris, der größten Stadt Europas, rund 100.000 Menschen.

 

Eine Kleinstadt im Vergleich zu Angkor, wo damals über 900.000 Menschen gelebt haben sollen.

 

Angkor war damit die größte Stadt der Welt. In der Metropolregion sollen sogar bis zu 2 Millionen Menschen gelebt haben.

 

Dass eine solche Stadt mitten im Dschungel entstehen konnte, hatte sie ihrem Bewässerungssystem und den riesigen Wasserspeichern zu verdanken.

 

 

 

Etliche Kriege mit Siam, Probleme mit der Wasserversorgung und der Bodenfruchtbarkeit, aber sicherlich auch die enormen Abholzungen (2 Millionen Einwohner brauchen viel Holz zum Kochen) führten bis Ende des 15. Jahrhunderts zum Niedergang des Reiches von Angkor.

 

Angkor

Über 400 Quadratkilometer erstreckt sich das Welterbe Angkor Archaeological Park. Errichtet wurden die verschiedenen Bauwerke zwischen dem 9. und dem 15. Jahrhundert.

 

Allerdings klafften zwischen Machtanspruch und Realität extreme Differenzen. Historiker haben inzwischen gezeigt, dass sowohl die Inschriften, auf denen sich die Herrscher als Großkönige stilisierten, als auch die Tributlisten, eine Machtfülle demonstrieren sollten, die es nicht gab. Außerhalb von Angkor waren die Khmer-Könige praktisch nicht in der Lage, ihre Autorität dauerhaft durchzusetzen. Verwaltung und Verteilung der Ressourcen brachen letztendlich wohl zusammen. Die enorme Größe der Stadt war der Anfang vom Ende.

 

 

Ta Prohm

Errichtet wurde Ta Prohm ab dem späten 12.Jahrhundert unter der Regentschaft von König Jayavarman VII. Die Vegetation und die herabgefallenen Mauersteine wurden von den Archäologen nur soweit entfernt und gesichert, um den Besuchern ein Begehen der Anlage zu ermöglichen.

 

 

Besonders eindrucksvoll sind die Würgefeigen und die Tetrameles nudiflora, deren Wurzeln ganze Gebäude spektakulär überwachsen. Man kann hier erahnen, wie sich der Dschungel die Stadt nach ihrem Verlassen zurückerobert hat.

 

 

Irgendwo biege ich falsch ab. Irgendwo rechts von mir höre ich im Hintergrund die Erläuterungen von Yim, unserem Guide. Mein Entdecker-Gen meldet sich, ich stoße in immer neue Gänge vor. Gemeinsam mit zwei Nürnbergerinnen entdecke ich diesen Bereich. Keiner da, mal von uns dreien abgesehen.

 

 

Pre Rup

Aus dem 10. Jahrhundert stammt der nächste Tempel, der Pre Rup. Im Gegensatz zu Ta Prohm handelt es sich hier wieder um einen steil aufragenden Tempel. Auch hier wieder verdammt hohe und steile Treppen. Da hochzukommen, ist eine schweißtreibende Angelegenheit. Der Blick nach unten entschädigt.

 

 

Östlicher Mebon-Tempel

Ein Tempel, erbaut im Auftrag von Rajendravarman II. (944–968). Nach seiner Thronbesteigung im Jahr 944 verlegte er die Hauptstadt des Khmer-Reiches von Koh Ker wieder in die Region von Angkor.

 

 

Der Östliche Mebon befindet sich auf einer künstlichen Insel im heute ausgetrockneten Östlichen Baray, einem großen Wasserspeicher. Der Tempel besteht aus vier Ebenen. In den Ecken der Terrassen finden sich insgesamt acht Elefanten, jeweils rund zwei Meter hoch.

 

 

Neak Poan Tempel

Auch dieser Tempel wurde Ende des 12. Jahrhunderts im Auftrag von Jayavarman VII. errichtet. Ab 2007 wurde der Nördliche Baran instand gesetzt. Seitdem liegt die quadratische Insel wieder in der Mitte einer rechteckigen, ausgedehnten Wasserfläche.

 

 

Schon der Weg über die Brücke mit Blick auf abgestorbene Bäume und Teppiche von Lotusblumen ist wunderschön.

 

 

Apsara-Tänze und Abendessen

Wir sind gut eine Stunde vor Beginn der Aufführung da und das ist gut so. Schlangen am Buffet sind (noch) unbekannt.

 

Apsara – das sind die alten, klassischen Tänze der Khmer. Der Begriff „Apsara“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „himmlische Tänzerin“. In der kambodschanischen Folklore wird angenommen, dass sie aus den himmlischen Bereichen herabgestiegen sind, um die Sterblichen auf der Erde zu unterhalten und zu erfreuen. Und das tun sie. Jeden Abend!

 

 

Tänzer in kunstvollen Kostümen und Kopfbedeckungen führen den Apsara-Tanz auf und rufen mit eleganten und unglaublichen Bewegungen und Handgesten die Eleganz und Spiritualität der himmlischen Wesen hervor.

 

 

Das Besondere an den Tänzen ist die absolut ungewöhnliche Fingerfertigkeit der Tänzerinnen. Unglaublich diese Beweglichkeit! Die müssen ein paar zusätzliche Gelenke eingebaut haben!

 

 

Es gibt mindestens sechs Apsara-Theater in Siem Reap, die mehrmals die Woche, teilweise auch täglich, Aufführungen anbieten, allesamt mit Essen. Man kommt also bei einem Aufenthalt in Siem Reap um eine Aufführung kaum herum.

 

 

Die Tänzerinnen können einem echt leid tun. Jeden Abend eine Aufführung und vor allem: Am Schluss darf jeder, wirklich jeder auf die Bühne, um sich mit den Tänzerinnen ablichten zu lassen. Echt peinlich, wie viele ihre Hände und Finger verrenken. Mädels, Jungs, seid mir nicht böse, aber bei den Apsara-Tänzerinnen und -Tänzern schaut das marginal anders aus!

 

Küss mich, ich bin ein Prinz! Oder vielleicht doch nicht...
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© Peter Belina