Ohrid

Donnerstag, 11.05.23

Wenig aussichtsreiche Wanderung

 

Der Regen, der gestern während unseres Abendessens eingesetzt hatte, sollte uns heute den ganzen Tag begleiten.

 

Die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam bei der Ausreise aus Albanien und der Einreise nach Nordmazedonien, weit über eine halbe Stunde dauert der Grenzübertritt insgesamt. Dafür gibt es nicht mal Stempel in unseren Reisepass. Wir witzeln, dass für diese Sonderleistung noch eine Stunde extra angesetzt werden muss. EU-Kritiker vergessen halt gerne mal, welche Vorteile die EU bietet!

 

Nordmazedonien

Ein paar Fakten

 

Nordmazedonien (bis 2019 Mazedonien) wurde 1991 selbständig. 1,8 Mio. Einwohner (entspricht der Stadt Hamburg) leben auf einer Fläche von 25.716 km2  (etwas größer als Mecklenburg-Vorpommern). Gerade einmal 58% der Einwohner sind Mazedonier, 24% Albaner.

 

Das Land zählt zu den ärmsten Europas, das BIP/Einwohner lag 2021 bei 6.714 US-$. Zum Vergleich: In Deutschland lag das BIP/Einwohner bei 45.733 US-$, in Albanien  bei 5.268 US-$.

 

Kurz hinter der Grenze sammeln wir unseren Wanderguide auf. Bereits nach zehn Metern hat eine fünf Zentimeter dicke Lehmschicht an meinen Trekkingschuhen „angedockt“. An dieser Stelle würde ich gerne mit den bei Asterix sehr beliebten Blitzen, Totenköpfen usw. um mich werfen. Diese elementar wichtigen Sonderzeichen enthält meine Tastatur leider nicht. 

 

Rund 300 Höhenmeter geht es im Dauerregen durch dichten Wald nach oben, rund 10 Kilometer lang ist der Trip. Enttäuschenderweise sehen wir sehr wenig, was nicht nur am schlechten Wetter liegt, sondern auch ganz einfach an der Tatsache, dass es gerade einmal zwei Stellen gibt, mit einem Blick auf den See. Die Trekkingstöcke leisten heute beste Dienste, auch wenn ich am Ende der Wanderung echt Dreck am Stecken habe.

 

Das Beste an der Wanderung ist eigentlich, dass uns am Ende die Mama unseres lokalen Guides erwartet und alles auftischt, was Küche und Keller des kleinen Gästehauses hergeben. Eine rührige Dame, die sicherstellt, dass wir uns trotz des Aprilwetters sauwohl fühlen.

 

 

Eine Seefahrt, die ist lustig!

 

Der Ohridsee ist Weltnaturerbe und die Stadt Ohrid Weltkulturerbestätte. Dort erwartet uns ein erstklassiger Guide, der uns die Stadt zeigt, die architektonischen Besonderheiten, die Gässchen und die Kirchen unterhalb der Festung. Die Altstadt ist geprägt von der osmanischen Konak-Architekur, die auch einer der Hauptgründe dafür ist, dass Ohrid seit 1980 zum kulturellen Welterbe der Menschheit zählt.

 

Kliment von Ohrid

Ein paar Fakten

 

Kliment von Ohrid lebte von 840 bis 916. Er war nicht nur einer der ersten bulgarischen Heiligen, er war auch Schriftsteller, Gelehrter und Aufklärer. Er ist Jünger der Heiligen Kyrill und Method.

 

Er war Gründer der geistlichen Schule von Ohrid. Vor allem wird er in Verbindung gebracht mit der Popularisierung der kyrillischen Schrift.

 

Er gilt als erster Bischof der bulgarisch-orthodoxen Kirche. 2022 wurde die mazedonisch-orthodoxe Kirche in der orthodoxen Welt anerkannt.

 

Vom Hafen geht es durch die Altstadt über das Amphitheater hoch in Richtung Festung bis zur Kirche Sankt Kliment von Ohrid und von dort in einem Bogen runter zur wunderschön gelegenen Sveti Jovan Kaneo, die 1447 erstmals erwähnt wurde.

 

 

Am Schluss geht es mit kleinen Motorbooten zurück um die Halbinsel mit ihrer Kirche herum zum Hafen.

 

 

Da es immer noch regnet, sind wir uns ohne Wenn und Aber einig, dass wir noch genug Zeit haben für einen Kaffee in einem der vielen schönen Cafés. Von denen gibt es viele und alle sind gut besucht – nicht mal so sehr durch Touristen. Offenbar wissen die Nordmazedonier besser als wir, wie man gut lebt.

 

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Sveti Naum: Ein besonderes Geschenk 

 

Auf dem Weg zurück nach Albanien machen wir noch einen Zwischenstopp beim Kloster Sveti Naum. Das Kloster wurde im Jahr 985 vom Heiligen Naum gegründet. Die Kirche wurde mehrfach zerstört und zuletzt im 18. Jahrhundert unter osmanischer Herrschaft neu aufgebaut.

 

 

Skurril: Das Kloster gehörte bis 1924 zu Albanien. König Zogu selbst vermachte das Kloster Jugoslawien als Dank für die politische Rückendeckung gegen die demokratische Partei von Fan Noli. Genutzt hat es ihm nicht viel, denn bereits 1939 war er Geschichte, als Albanien mal wieder besetzt wurde, diesmal von den Italienern.

 

König Ahmet Zogu

Ein paar Fakten

 

Nach Skanderbegs Tod - dem Nationalhelden Albaniens -  wurde das Land vollständig von den Osmanen erobert. Die Osmanen waren vergleichsweise tolerante Herrscher, so gab es weitgehend Religionsfreiheit.

 

Während des 1. Weltkriegs, in den Wirren der Jahre, als das Osmanische Reich zerfiel, versuchte Zogu, seinen Einflussbereich über seine Heimatstadt Mat hinaus auszudehnen. Im Februar 1916 hatte er eine führende Rolle in der Nationalversammlung inne. 1920 wurde der 1895 geborene Zogu Innenminister des jungen albanischen Staates. 1923 wurde der umstrittene Politiker im Parlament angeschossen, 1924 musste er ins Ausland fliehen.

 

Mit der Unterstützung Jugoslawiens hatte er eine mächtige Armee zusammengestellt, dafür schenkte er Sveti Naum den Jugoslawen.

 

1925 wurde er zum Präsidenten gewählt, eine Opposition ließ er nicht zu. Er beseitigte viele Gegner. Da in Albanien (zum Tel bis heute) die Blutfehde gilt, schworen ihm damals mehrere 100 Familien den Tod. 1928 krönte er sich zum König, 1939 floh er vor den italienischen Besatzern ins Exil nach Großbritannien und Ägypten. Er starb 1961 in Frankreich.

 

Nach der Wende 1991 gab es Bestrebungen, die Monarchie unter seinem Sohn Leka wieder einzuführen. In einem Referendum 1997 sprach sich das Volk gegen die Monarchie aus.

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© Peter Belina