Mittwoch, 18. September
Mindo – Quito
Zum Frühstück gibt es erst mal
wieder Kolibris - egal, wohin man schaut. Noch mehr sehen wir aber nach dem Frühstück, bei unserer Wanderung.
Je länger ich den Kleinen zuschauen, desto mehr faszinieren sie mich.
Die "Killerkolibris" von Mindo
Auf dem Weg nach Quito machen wir noch einmal Halt für einen letzte Wanderung durch den Bergnebelwald mit seiner ganz eigenen Flora und
Fauna. Auch diesmal ist wieder ein Wasserfall das Ziel.
Und da – endlich lassen sich doch mal ein paar Vögel sehen: Kolibris, wohin man schaut. 50
bis 80 mal pro Sekunde schlagen diese kleinen zierlichen Vögel ihre Flügel pro Sekunde (!). Das menschliche Auge nimmt nur eine dynamische Drehbewegung wahr. Während ich mein 450 mm-.Teleobjektiv
also auf einen Kolibri in zwei bis drei Metern Entfernung richte, sehe ich aus dem Augenwinkel heraus links und rechts von mir intensive
Bewegungen.
Auf beiden Seiten schweben ein halbes Dutzend Kolibris in weniger als zwanzig Zentimetern
Entfernung um mich herum. In ihrer ganz eigenen Art. Alle fünf Sekunden schweben sie rauf und runter, um dann ca.. ein bis zwei Sekunden lang wie festgetackert auf einer bestimmten Höhe zu schweben.
Und genau das erlebe ich gerade: Rauf – schweben – runter – schweben... Gut, dass es keine „Killerkolibris“ gibt, sonst hieße es für mich „game
over!“
Die Flora begeistert. Alles wächst und gedeiht. Und das oft im XXL-Format. Auch die Blätter sind vielseitig verwendbar, als Regenschirm, als...
Braucht keine Sau: Äquatordenkmal
Weiter geht es Richtung Quito. Vorher machen wir aber noch Halt am Äquatordenkmal „Mitad
del Mundo“, das gar nicht am Äquator liegt. Es steht aber dort, wo die französische Expedition 1736 nach intensiven Messungen den Äquator festgelegt hatte. Die Franzosen hatten sich damals um nur
rund 240 Meter vermessen. Sie waren also sensationell genau mit ihren ihren Messungen. Chapeau!
Das Museumsdorf "Mitad del Mundo"
Dass man ihnen zu Ehren diesen Turm errichtet hat, finde ich gut. Diese Leistung verdient
Respekt. Dass man drum herum aber eine Art spanische Stadt errichtet hat, vollgestopft mit Geschäften und Restaurants – natürlich total überteuert – finde ich weniger gut (eigentlich wollte ich
schreiben „Zum Kotzen“ - das gehört sich aber nicht.) Diese Touristenfalle kann man sich echt gerne sparen!
Dort gibt es unter anderem auch ein Museum. Das zeigt die Auswirkungen der Corioliskraft. Die Kraft sorgt auf der Nordhalbkugel für rechtsdrehende Windströmungen, auf der Südhalbkugel sind sie
linksdrehend. Verursacht wird das dadurch, dass sich die Erde nach Osten hin dreht.
Das funktioniert natürlich auch, wenn Wasser im Waschbecken abfließt. Gestern war ich noch auf der Südhalbkugel, das Wasser floss linksdrehend ab, in Ibarra, bereits auf der Nordhalbkugel gelegen,
fließt das Wasser rechtsrum ab.
Ich war nicht im Museum, weil das mit dem abfließenden Wasser linksrum bzw. rechtsrum einfach nur - um das mal ganz klar auf fränggisch zu sagen - ein Gschmarri ist.
Im Restaurent werden Steaks auf einem Höllenfeuer gebraten.
Am Nachmittag kommen wir in unserem Hotel in Quito an, mitten im Touristenviertel Marsical
Sucre, da wo die meisten Hotels der Stadt sind. Schade, dass wir nicht in der Altstadt untergekommen sind, hier draußen gibt es nur Hotels, Restaurants, Discos und Andenkenläden. In der Altstadt gibt
es leider – oder Gott seid Dank - nur wenige Hotels. Zumindest ist unser Lokal allererste Sahne, hier wird das Fleisch auf Lavasteinen am Tisch fertig gebraten.
Lecker!
Heute Nacht wird von 22 Uhr bis 6 Uhr im ganzen Land der Strom abgeschaltet, Konsequenz der
niedrigen Wasserstände.
Im Hotel gibt es keine Bar, also organisieren wir die Getränke selbst und servieren sie in
Tassen...
Die Chinesen und die Energieversorgung von Ecuador
Strom in Ecuador wird größtenteils durch drei Wasserkraftwerke erzeugt. Zwei liegen an Flüssen, die in den Pazifik münden und seit Monaten einen extrem niedrigen Wasserstand aufweisen. Ein drittes
Kraftwerk, das Coca Codo Sinclair, am Rio Quijos gelegen, wurde 2016 mit großem Pomp eingeweiht. Es deckt ein Drittel des nationalen Strombedarfs ab. Theoretisch.
.
In der Praxis ist der Bau ein ökologisches und ökonomisches Desaster. Inzwischen wurden über 7.000 Risse entdeckt, die ersten bereits 72 Stunden nach der Inbetriebnahme! Statt 1.500 Megawatt
werden maximal 500 Megawatt produziert. Ein in Deutschland in Auftrag gegebenes Gutachten kommt zu dem Ergebnis: Irreparabel! Das ist natürlich ein Desaster für das kleine Land. Und wieder einmal
zeigt sich, dass die Chinesen zwar (vermeintlich) preiswert bauen, das Ergebnis aber den Erwartungen oft in keinster Weise entspricht.