Misahualli

 

Donnerstag, 12. September 2024

Misahualli

 

Was habe ich eigentlich vom Dschungel erwartet? Ich glaube, so ganz genau weiß ich das selbst nicht. Auf jeden Fall hatte ich erfolgreich verdrängt, dass es in einem Dschungel nicht nur heiß, sondern auch unglaublich feucht ist. 

 

 

Vom kleinen Hafen in Misahualli geht es den Rio Napo flussabwärts. Bereits seit vergangenem Jahr führen die ganzen Zuflüsse des Amazonas extrem wenig Wasser. 

 

 

Unterwegs im Fluss

 

Der Kapitän unseres motorisierten Langbootes liest die Wellenbewegungen immer wieder ganz genau, schließlich kann sich der Lauf des Flusses ständig ändern, was gerade bei einem so geringen Wasserstand nicht ohne Konsequenz bleibt. So hält man es aus: Ich könnte stundenlang weiterfahren und mir den Wind um die Nase wehen lassen.

 

 

Aber wir wollen ja auch was vom Dschungel sehen. Also geht es mit unseren Gummistiefeln wieder an Land. Was wir zu sehen bekommen ist in erster Linie Sekundärregenwald. Als der Eigentümer unserer Lodge das Land erwarb, waren dort noch Plantagen, etwa Kakao. Der Urwald gewinnt das Areal immer mehr zurück, bis aus dem Sekundär- wieder Primärregenwald entsteht, wird es wohl an den meisten Stellen noch etwas dauern.

 

 

Primärregenwald erkennt man vor allem daran, dass kein Sonnenstrahl mehr bis zum Boden durchdringt. Wir erfahren viel über die Flora, weniger über die Fauna, weil wir kaum Tiere zu Gesicht bekommen, abgesehen von den süßen (hochgiftigen) Fröschen, ein paar Termiten, den hochgiftigen (mittelgroßen) Ameisen und den leckeren Zitronenameisen. Als der Guide fragt, wer die mal probieren will, melde ich mich. Ich lerne dabei, dass man die Ameisen lebend in den Mund stecken muss, sonst schmecken sie nach gar nichts. 

 

 

Eulenjagd mit dem Blaßrohr

 

Nach einem leckeren Mittagessen geht es weiter mit dem Boot zu einer Familie, die Kakao anbaut. Bevor wir uns dort Kakao zubereiten (rösten, schmelzen und mit Obst mischen), probieren wir uns am Verschießen von Pfeilen mit Hilfe eines drei Meter langen Blasrohrs. Ich bin als letzter dran, bisher gab es zwar den einen oder anderen Treffer, aber ohne, dass der ein Pfeil in der Holzeule steckenbleibt. 

 

 

Fünf Sekunden bevor ich durch das Blasrohr puste, habe ich das Bild vor Augen, dass ich zu schwach blase und der Pfeil zwanzig Zentimeter vor meinen Füßen auf den Boden fällt. Es kam ganz anders: Volltreffer! Ich könnte mich im Urwald also verpflegen, vorausgesetzt, ich würde wenigstens ein einziges Tier zu Gesicht bekommen. Und für die Zitronenameisen brauche ich kein Blasrohr.

 

 

Auch wenn sich die Tierwelt heute recht bedeckt hielt, es wird deutlich, dass alles mit allem zusammenhängt. Gibt es eine bestimmte Pflanze nicht mehr, sind bestimmte Tierarten dem Untergang geweiht. Verschwindet ein bestimmtes Tier, kann das auch schnell das Ende bestimmter Pflanzen bedeuten.

 

 

Es ist immer noch unglaublich heiß und schwül, meine Klamotten sind patschnass. Die Gummistiefel machen die Sache nicht wirklich besser. Erleichterung bringt der Fahrtwind, als uns das Langboot zurückbringt.

 

 

Unterwegs fahren wir immer wieder an Goldwäschern vorbei.

 

 

Keine fünf Minuten nach Ankunft in der Dschungellodge sitzen wir alle wieder im (warmen) Pool. Die meisten mit einer Flasche Bier in der Hand. Zu Essen gab es unter anderem einen leckeren Fisch, der in Blätter eingewickelt und ins offene Feuer gelegt wurde. Lecker!

 

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